Was ist Kunsttherapie?
Therapie mit bildnerischen und gestalterischen Mitteln
Wege und Möglichkeiten zur Lebensgestaltung
Kunsttherapie ist eine ganzheitliche Forme der Behandlung und Erfahrungserweiterung. Sie dient der Verarbeitung von emotionalen, psychischen Problemen und Erkrankungen. Der Heilungseffekt tritt durch Klärung ungelöster Gefühle oder durch kreative Erfahrung ein. Körperliche, geistige und seelische Entwicklungsmöglichkeiten des Menschen werden gefördert und sein Selbstwertgefühl gestärkt.
In der Kunst- oder auch Kreativtherapie kommt das breite Spektrum künstlerischer Medien und Techniken zum Einsatz (Elemente aus bildnerischen Gestalten, Theater, Musik, Tanz und Poesie).
Künstlerisches Gestalten ermöglicht den nonverbalen Ausdruck von Gefühlen, Bedürfnissen und Erfahrungen, die sonst nur schwer mitgeteilt werden könnten. Bilder und Objekte sind sichtbar gewordene Spuren anhand derer sich Zusammenhänge erschließen und neue Erkenntnismöglichkeiten gewonnen werden können. Der kreativ Schaffende kann durch sein Werk in einen Dialog treten- mit sich selbst, dem Therapeuten, Gruppenteilnehmern, oder anderen Betrachtern.
Kunsttherapie hat sich vor allem in Umbruchssituationen bewährt, wenn alte Orientierungsmuster aufgegeben werde müssen. Es entsteht Raum für zweckfreies Erleben und angstfreies Experimentieren, um neue Lebensinhalte zu finden und den Menschen zu selbstbestimmterem Handeln zurückzuführen. Der Therapeut steht dem Klienten dabei unterstützend zur Seite.
Kunsttherapie ist nicht produkt – sondern erlebnisorientiert. Eine künstlerische Begabung oder Vorerfahrung ist nicht erforderlich!
Wen spricht Kunsttherapie an?
Kunsttherapie eignet sich für Menschen jeden Alters. Sie findet ihre Einsatzgebiete in medizinischen, psychologischen, pädagogischen, präventiven, rehabilitierenden und forensischen Bereichen. Sie kann sowohl als Einzel-, Gruppen-, Paar- oder Familientherapie durchgeführt werden.
Kunsttherapie hat sich bewährt bei:
- Menschen mit körperlicher, seelischer oder geistiger Beeinträchtigung
- Menschen, die sich in psychischen Krisen oder belastenden Lebenslagen befinden
- Menschen, die sich mit ihrer persönlichen Entwicklung, Selbstwahrnehmung, Ressourcenaktivierung oder Stressbewältigung auseinandersetzen.
Der Einstieg in den Prozess
Wichtig für den fruchtbaren Prozess ist eine anregende und störungsfreie Arbeitsatmosphäre. Allein die Bildwirkung auf seinen Schöpfer ist entscheidend; es ist aber nicht selbstverständlich, dass die Klienten die Qualität ihrer Bilder erkennen. Häufig sind sie von fremden Ideen beherrscht, wie ein Kunstwerk auszusehen habe. Die eigentliche Wirkung des bildnerischen Prozesses wird erst eintreten, wenn sie nicht mehr einem von außen gesteuerten Idealbild nacheifern. Wichtiger als das Bildergebnis ist das Durchleben des kreativen Prozesses.
Ziel ist es, die Eigenaktivität anzuregen und die gesunden Kräfte zu stärken oder zu reaktivieren. Das Malen wirkt sich ordnend auf das Empfindungsleben aus und löst Verkrampfungen. Ein Behandlungsplan wird immer individuell, je nach Entwicklungsverlauf erarbeitet.
Materialvielfalt
Ein wichtiger Aspekt in der Kunsttherapie ist die Material- und Methodenvielfalt. Sie entlehnt ihre Grundbegriffe dem bildnerischen Gestalten und der Psychotherapie (z.B. Gesprächspsychotherapie, Psychoanalyse). Die Verbindung besteht in dem Bestreben, kreative Ausdrucksinhalte therapeutisch zu nutzen. Kunst- und Psychotherapie treffen sich in dem Bemühen, die Selbstverantwortlichkeit, die Erlebnisfähigkeit und die Erkenntnismöglichkeiten den Menschen zu aktivierten.
Dem schöpferisch Tätigen stehen unterschiedlichste Materialien zu Verfügung. Es wird überwiegend gearbeitet mit:
- Stiften
- Kreiden
- flüssigen Farben
- Schere
- Kleber
Das Angebot wird ergänzt durch:
- Modellierton
- Farbige Papiere, Stoffe
- Naturmaterialien
Das Angebot soll zum Anfassen und Verarbeiten einladen. Da jeder Mensch andere Bedürfnisse und Vorlieben hat, kann das Repertoire beliebig ergänzt werden.
„Seine Kreativität zu aktivieren bedeutet, sein Denken über die gewohnte Alltagswirklichkeit hinaus zu erweitern.“ (H. Cone)